Die frühen Jahre: Ein Ende kann ein Anfang sein (1987 bis 1990)
Gut 30 Jahre ist es her, da flog zum ersten Mal das Lederei durch die Lübecker Sportlandschaft. Mitte der 1980er Jahre waren es die seinerzeit noch die dem TuS Lübeck angeschlossenen Lübeck Outlaws, die den American Football in die Hansestand Lübeck brachten. Nach einem knapp verfehlten Aufstieg im Jahr 1986 folgte das Katastrophenjahr 1987, in dem die Outlaws nur ein Unentschieden bei acht Niederlagen erspielten, in dem der Sport von Undiszipliniertheiten in den Hintergrund gedrängt wurde und in dem schließlich der Kader zu bröckeln begann. Was folgte war der Zusammenbruch der TuS Outlaws.
Jedes Ende hat einen Anfang und so bedeutete das Ende der Outlaws die Geburt des American Sports Club Lübeck e.V. Während sich nach der '87er Saison die Lübecker Footballtalente zunächst in alle Himmelsrichtungen zerstreuten, war es eine Gruppe von Footballidealisten um Quarterback-Urgestein Volker Geist, die nicht nur den Gedanken eines eigenständigen Vereins für „Amerikanische Sportarten“ hatte, sondern die dieses bereits 1987 realisierte.
So entstand der A.S.C. Lübeck. Auch wenn in den Anfängen der Football klar im Fokus des Vereins stand, so verschrieb sich der gerade gegründete Club auch der Förderung anderer amerikanischer Sportarten. Insbesondere Baseball, Softball und Frisbee sollten neben dem Football eine Heimat finden.
Nach der Vereinsgründung folgte der Neuaufbau eines Lübecker Footballteams unter Head Coach Volker Geist. Ein Name für das neue Team war dabei schnell gefunden. Cougars. Warum? Lübeck hatte damals eine Partnerstadt in den USA. Spokane im Bundestaat Washington. Und was war das Maskottchen der Washinton State University - Sie ahnen es: Ein Cougar. Nach der Gründung sollte es zwei weitere Jahre dauern, bevor die Lübecker Sportlandschaft wieder für American Football bereit war.
1989 fiel schließlich der sportliche Startschuss für einen gelungenen wie erfolgreichen Neuanfang. Mit einem Freundschaftsspiel gegen die Bergisch Gladbach Löwen begann eine neue Ära Lübecker Football-Geschichte. Wie ging die Partie aus? Eine Niederlage, so viel ist sicher. Das Ergebnis? Es ist nicht überliefert.
Der steile Aufstieg: Von der Gründung bis in die 2. Bundesliga (1990 bis 1994)
Bereits im nächsten Jahr nahmen die Cougars zum ersten Mal am regulären Ligabetrieb des American Football Verbandes Deutschland (AFVD) teil. In der Landesliga war die Mannschaft von Head Coach Geist (fast) nicht zu bezwingen. Lediglich die 1988 gegründeten Kiel Baltic Hurricanes waren bei der 13:19-Niederage der Cougars einen Tick besser. Die Meisterschaft nebst Regionalliga-Aufstieg konnten die Landeshauptstädter den Cougars dennoch nicht streitig machen.
In der 3. Liga hatten sich die Cougars in den nächsten beiden Jahren mit Platz drei und vier schnell etabliert. 1993 holte die Mannschaft von Head Coach Geist dann zum großen Wurf aus: Fünf Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen bedeudeten die zweite Meisterschaft in der noch jungen Cougars-Geschichte - und natürlich auch den zweiten Aufstieg. Die 2. Bundesliga wartete auf die "Berglöwen".
Dort schlugen sich die Cougars 1994 wacker. Zwar gab es gegen den späteren Meister und Erstligaaufsteiger aus Kiel nichts zu holen, mit den anderen etablierten Teams wie den Berlin Bears oder den Hildesheim Invaders konnten die Lübecker aber mithalten. Die beachtliche Bilanz am Ende der Premierensaison: Immerhin drei Siege (bei neun Niederlagen), Platz fünf (von sieben) und jede Menge Achtung der Gegner vor dem kompromisslosen Spiel der Cougars. Genützt hat es nichts. Wenn auch sportlich eigentlich für ein weiteres Jahr in Deutschlands zweithöchster Spielklasse qualifiziert, mussten die Cougars am grünen Tisch absteigen. Einer Umstrukturierung des Ligasystems - statt vier sollte es künftig nur noch zwei Staffeln in der 2. Bundesliga - geschuldet.
Der tiefe Fall: Abstieg bis in die Oberliga (1994 bis 1998)
Nach dem Abstieg veränderte sich das Gesicht der Mannschaft. Viele Leistungsträger wechselten in die höheren Ligen nach Hamburg oder Kiel. Darunter auch Head Coach Geist, den es allerdings zu den Trittau Dukes in die Oberliga zog. Torsten Schwarz übernahm das Ruder als Cheftrainer. Im ersten Jahr der Regionalliga hieß es noch Schadenbegrenzung. Der erneute Abstieg wurde knapp verhindert. Nach zwei weiteren durchschnittlich bis schlechten Jahren, war es aber unvermeidbar geworden: der Abstieg zurück in die vierte Liga.
Dort 1998 angekommen übernahmen Sascha Knappe (Defense) und Dietmar Heese (Offense) das Zepter im Trainerstab der Cougars. Die "Berglöwen" profitierten zudem erstmals ganz beachtlich von ihrem Jugendprogramm. Junge, hoffnungsvolle Spieler stockten den Kader auf. Die Playoffs um den direkten Wiederaufstieg wurden dennoch knapp verpasst. Einig war man sich im Lager der "Berglöwen" trotzdem, dass hier etwas Großes heranwächst.
Die Comeback-Tour: Zurück in die Zweitklassigkeit (1999 bis 2001)
Und man sollte Recht behalten. Mit einer "perfect season" (Zwölf Siege, keine Niederlage) 1999 und dem Endspielsieg gegen die Kiel Baltic Hurricanes II (32:07) sicherten sich die runderneuerten Cougars mit dem Oberligatitel die dritte Meisterschaft in der Clubgeschichte. Trainiert wurde die Mannschaft erstmals von einem Mann aus dem Mutterland des Sports: der Amerikaner John Harvey Buffalo verhalf den Cougars zum Aufstieg in die Regionalliga.
Zwar kehrte Buffalo in der nächsten Saison nicht mehr an die Cougars-Seitenlinie zurück, doch auch ohne den US-Coach lief es weiter blendend für die "Berglöwen". Im Jahr 2000 spielte man als Aufsteiger eine ausgeglichene Saison und 2001 waren die Lübecker zusammen mit den Hannover Musketees das "team to beat". So kam es auch dazu, dass die Cougars und Musketeers sich im Regionalliga-Finale wiederfanden. In der regulären Saison setzte es zwei knappe Niederlagen für die Cougars - im Endspiel sollte es deutlicher werden. 0:28 verloren die Cougars in Hannover gegen das Team von Joe Roman. Aufsteigen durften die Cougars aber trotz der Finale-Pleite. Einer erneuten Ligareform sei Dank, hieß es: Die Cougars sind zurück in der 2. Bundesliga. Das Comeback war perfekt.
Das Zweitliga-Jahrzehnt: Überaschungen, Abstiegsangst und Träumereien (2001 bis 2011)
Die Cougars nahmen den Aufstieg am grünen Tisch auch deshalb wahr, weil sich die Risiken in Grenzen hielten. Football-Deutschland war im Umbruch, aus der zweiten Liga konnte man im Jahr 2002 nicht absteigen. Dennoch wollten die Cougars natürlich eine gute Rolle spielen. Zum zweiten Mal verpflichteten die Cougars einen Head Coach aus Amerika. Milton Theodosatos sollte helfen, die Cougars in der Liga zu etablieren. Außerdem wurde mit Jeremy Clements, der drei Spielzeiten zum Stamm-Spielmacher wurde, ein US-Quarterback verpflichtet. Der Erflog war nachhaltig. Die Cougars spielten eine starke erste Saison. Unter Mark Holtze als Cheftrainer 2003 eine bessere zweite Spielzeit und unter Sascha Knappe als Hauptverantwortlicher 2004 die bislang beste Zweitliga-Saison der Vereinshistorie. Mit elf Siegen und nur drei Niederlagen landeten die Cougars am Ende hinter den Cologne Falcons und den Kiel Baltic Hurricanes auf Platz drei.
Die Cougars hatten Blut geleckt. Geht da vielleicht noch mehr? Was fehlt, um in die erste Liga aufzusteigen? In erster Linie war es das Geld. Und tatsächlich fand sich ein Sponsor, der das Vorhaben 1. Liga unterstütze. Der Textilhersteller "Snipes" sicherte sich als Hauptsponsor die Namensrechte an der Herren-Footballabteilung. Die Lübeck Cougars gingen ab sofort unter dem Namen "Snipes Cougars" auf Touchdownjagd. Mehr oder weniger. Denn der Erfolg blieb aus. Auch der Transfer von Head Coach Jörn Maier, damaliger National Coach in der NFL Europe bei Düsseldorf Rhein Fire, half nicht. Zu groß waren einfach die Veränderungen im Spielerkader nach der starken '04er Saison. Viele ältere Spieler beendeten ihr Karriere, mit Philipp Stursberg und Patrick Wischnewski erhielten zwei Leistungsträger zudem Verträge in der NFL Europe bei den Hamburg Sea Devils. Außerdem konnte US-Quarterback Scott Pendarvis die großen Fußstapfen, die Jeremy Clements hinterließ, nicht füllen. Nach dem neunten Spieltag (die Cougars waren mit einem Sieg und einem Unentschieden Tabellenletzter) zogen die Verantwortlichen Konsequenzen: Head Coach Maier wurde beurlaubt und Sascha Knappe übernahm wieder die Cheftrainer-Rolle. Auch auf der Quarterback Position gab's eine Veränderung: Der Amerikaner Desmond Williams ersetzte Pendarvis. In dieser Konstellation gelang den Cougars am letzten Spieltag der Saison gegen die Hannover Musketeers doch noch der Klassenerhalt. Auch 2006 mussten die Cougars bis zum letzten Spieltag zittern, ehe der Ligaverbleib gesichert war.
In den folgenden Jahren erholten sich die Cougars allerdings wieder und spielten stes im Mittelfeld der Liga mit. Seit 2008 auch wieder unter dem offizielles Namen Lübeck Cougars, nachdem sich Sponsor und Namensgeber "Snipes" bei den "Berglöwen" nach drei Jahren zurückzog.
Im Jubiläumsjahr wird der Traum wahr: Der Aufstieg in die GFL (2012)
In der Saison 2011 verpassten die Cougars am letzten Spieltag durch eine 6:21-Niederlage bei den Berlin Rebels zunächst den angepeilten Aufstieg in die GFL. Während die Berliner als "Vize" dem Meister Hamburg Blue Devils ins Oberhaus folgten, blieb den "Berglöwen" nur der undankbare dritte Platz. Dieser sollte in einer turbulenten Offseason aber noch Gold wert sein. Denn den Mönchengladback Mavericks, die binnen vier Jahren kometenhaft von der vierten Liga bis ins GFL-Halbfinale aufstiegen, erhielten vom AFVD keine Lizenz. Große Finanzprobleme der "Mavs" waren Schuld, der Club zerbrach daran. Für die Cougars ergab sich daraus allerdings die größte Chance der Vereinsgeschichte: Als Nachrücker durften die Lübecker den vakanten achten Startplatz in der GFL Nord einnehmen. Möglich wurde dieser auch finanzielle Kraftakt allerdings nur durch eine ungewöhnliche Aktion: Um die Lizenzgebühren stemmen zu können, verkaufte der Club "Projekt GFL"-T-Shirts für 100 Euro. Rund einhundert Shirts wurden verkauft, der Etat stand. Es war das schönste Geschenk zum 25-jährigen Vereinsjubiläum.
Doch der Traum währte nur eine Saison lang. Zwar schlugen sich die "Berglöwen" tapfer, besiegten unter anderem den Deutschen Rekordmeister aus Braunschweig (27:24) und trotzen den Düsseldorf Panther ein Unentschieden ab (29:29) - am Ende kamen die Cougars mit zwölf Niederlagen über den letzten Platz in der Nordstaffel aber nicht hinaus. Gegen die Köln Falcons verpassten die Cougars in zwei Relegationsspielen schließlich ihr Saisonziel: den Klassenerhalt.
Generationswechsel: Die Jugend muss es richten (ab 2013)
Nach dem Abstieg in die 2. Liga mussten sich die "Berglöwen" neu formieren. Viele alte Recken verabschiedeten sich nach teilweise jahrzehntelangem Cougars-Football aus dem aktiven Sport, viele auswärtige Spieler suchten ihr Glück bei anderen Teams. Der US-Amerikaner Willie J. Robinson übernahm das Team als Head Coach von Mark Holtze. Die Mannschaft bekam durch talentierte Nachwuchsspieler aus der eigenen U19 ein anderes, ein jüngeres Gesicht. Nach einem durchwachsenen Jahr 2013 feierten die Cougars in der 25. Jubiläums-Spielzeit ein Jahr darauf bereits die Vizemeisterschaft. Mit attraktivem Offensiv-Football konnte die Mannschaft die Vizemeisterschaft 2015 verteidigen. Gleiches gelang in der Saison 2019, in der die Mannschaft mit zehn Siegen und vier Niederlagen ihren besten Record seit 15 Jahren feierte. Mittelfristig hat das Team inzwischen nur noch ein Ziel: Die Rückkehr in die German Football League.
30 Jahre Cougars-Football in der Übersicht
Saison | Liga | Platz | Record |
1990 | Landesliga Nord | 1. | 7-1 |
1991 | Regionalliga Nord | 3. | 3-4-1 |
1992 | Regionalliga Nord | 4. | 4-6 |
1993 | Regionalliga Nord | 1. | 5-2-1 |
1994 | 2. Bundesliga Nord | 5. | 3-9 |
1995 | Regionalliga Nord/Ost | 4. | 2-6 |
1996 | Regionalliga Nord/Ost | 4. | 5-5 |
1997 | Regionalliga Nord/Ost | 7. | 2-10 |
1998 | Oberliga Nord | 2. | 7-3 |
1999 | Oberliga Nord | 1. | 12-0 |
2000 | Regionalliga Nord/Ost | 3. | 5-5 |
2001 | Regionalliga Nord/Ost | 2. | 9-3 |
2002 | 2. Bundesliga Nord | 4. | 5-5 |
2003 | 2. Bundesliga Nord | 3. | 5-3 |
2004 | 2. Bundesliga Nord | 3. | 11-3 |
2005 | 2. Bundesliga Nord | 6. | 3-9-2 |
2006 | 2. Bundesliga Nord | 6. | 3-9 |
2007 | 2. Bundesliga Nord | 3. | 7-7 |
2008 | GFL2 Nord | 5. | 8-6 |
2009 | GFL2 Nord | 3. | 9-5 |
2010 | GFL2 Nord | 5. | 6-7-1 |
2011 | GFL2 Nord | 3. | 5-4-1 |
2012 | German Football League | 8. | 2-13-1 |
2013 | GFL2 Nord | 5. | 6-7-1 |
2014 | GFL2 Nord | 2. | 9-4-1 |
2015 | GFL2 Nord | 2. | 9-4-1 |
2016 | GFL2 Nord | 4. | 8-6 |
2017 | GFL2 Nord | 6. | 4-9-1 |
2018 | GFL2 Nord | 6. | 6-8 |
2019 | GFL2 Nord | 2. | 10-4 |
2020 | (Corona-Pause) | (-) | (-) |
2021 | GFL2 Nord | 6. | 2-7-1 |
2022 | GFL2 Nord | 4. | 7-3 |
Wissenswertes
Pflichtspiele | 378 |
Siege | 189 |
Unentschieden | 12 |
Niederlagen | 177 |
Beste Saison | 12 Siege, 0 Niederlagen, Oberliga 1999 |
Schlechteste Saison | 2 Siege, 13 Niederlagen, 1 Unentschieden, GFL 2012 |
Meisterschaften | 1990 Landesliga, 1993 Regionalliga, 1999 Oberliga |
Höchster Sieg | 63:0 gegen Weyhe Vikings (1998) und Rostock Griffins (2013) |
Höchste Niederlage | 0:74 gegen Hamburg Hornets (1992) |
Spiel mit den meisten Punkten | 70:46 gegen Bonn Gamecocks (2015) |
Spiel mit den wenigsten Punkten | 0:7 gegen Hildesheim Invaders (1994) |